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Arnold Vogt
Den Lebenden zur Mahnung. Denkmäler und Gedenkstätten.
Zur Traditionspflege und historischen Identität vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart
Hannover 1993, 268 Seiten, ISBN 3-7859-0667-6
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Vorworte Einleitung Zusammenfassung
Inhalt
      Vorworte     ..... 9

1.   Einleitung     ..... 11
Die Symbolik der Denkmäler als Identitätsstiftung der Überlebenden und als Spiegel des Geschichtsbewußtseins      ..... 11
Methoden moderner Denkmalsbetrachtung und -dokumentation      ..... 12

2.   Die Anfänge der Krieger-"Ehrung"      ..... 16

3.   Von den Befreiungskriegen zu den Revolutionskämpfen 1813/5 - 1850     ..... 18
Stiftung des Eisernen Kreuzes 1813      ..... 18
Kriegergedenktafeln in Kirchen als "Zusatz" des Eisernen Kreuzes seit 1813     ..... 23
Kirchenbau im Dienst national-religiöser Denkmalspropaganda?     ..... 28
Das Nationaldenkmal auf dem Kreuzberg in Berlin 1821      ..... 30
Ein Denkmal für Deserteure in Cottbus (Preuß. Sachsen), eine bürgerliche Alternative zur offiziellen Denkmals-"Ehre" 1845/50     ..... 33

4.   Die deutsche "Einigung" 1864 / 1866 / 1870/71 -
      Das Deutsche Reich - ein "christlicher Staat"?      ..... 36
Kriegergedenktafel in Detmold 1866     ..... 37
Kriegerdenkmal - Trauernde Germania - in Bad Kissingen (Bayern) 1868     ..... 37
Kriegerdenkmal - Schlafender Löwe - in Dortmund 1869     ..... 39
Erneuerung des Eisernen Kreuzes 1870     ..... 40
Militärgottesdienst und Kaiserproklamation 1871 in Versailles      ..... 42
Die christlichen Embleme des Deutschen Reiches      ..... 46
Dauerndes Ruherecht für Kriegergrabstätten und ihre öffentliche Pflege      ..... 48
Regimentskriegerdenkmal - Trauernde Germania - in Münster 1872      ..... 50
Königliches Wohlwollen für bürgerliche Denkmalsstiftungen 1873      ..... 52
Landesdenkmal / Regimentskriegerdenkmal in Detmold 1875      ..... 56
Landes-/ Nationaldenkmal in Konfrontation mit der Volksvertretung in Detmold und Berlin: ein Spiegel des Verfassungsrechts?      ..... 59
Das Hermanns-/ Nationaldenkmal bei Detmold 1875      ..... 62
Militärmuseum - Sterbender Krieger - am Zeughaus in Berlin 1880      ..... 65
Kriegerdenkmal - Germania - in Dortmund 1881      ..... 66
Kriegerdenkmal - Germania mit Sterbendem Krieger - in Dortmund-Wickede 1881     ..... 68

5.   Die Intensivierung der Denkmalspropaganda in Wilhelminischer Zeit 1888-1914  - 
      "Christentum" oder Bürgerrecht?     ..... 71
Kriegerdenkmal - Umkränztes Steinkreuz - in Freckenhorst 1889     ..... 72
Kriegerdenkmal - Westfalia mit sterbendem Soldaten - in Colombey (Deutsch-Lothringen) 1895      ..... 73
Gedenktuch zum jüdischen Feldgottesdienst 1870/1898     ..... 76
Kriegerdenkmal - Fahnenträger - in Halle 1898      ..... 78
Kaiserdenkmal / Provinzialdenkmal in Porta Westfalica 1896      ..... 81
Kaiserdenkmal / Provinzialdenkmal in Hohensyburg / Dortmund 1902     ..... 84
Garnisonkirchen, Kriegerdenkmäler und Dienstvorschriften unter dem Anspruch christlicher und nationaler Identität      ..... 86
Denkmalsweihe und Enthüllungsfeiern im Konflikt zwischen kirchlich-konfessioneller und national-"religiöser" Identität      ..... 94
Kriegerdenkmal - Rundbau mit antikisierendem Figurenfries - in Münster 1909 - Anstatt eines Provinzialdenkmals      ..... 98
Kriegerdenkmal - St. Michael - in Senden 1909      ..... 102

6.   Der Erste Weltkrieg - Krise national-deutscher Machtentfaltung 1914-1918      ..... 103
Erneuerung/Erweiterung des Eisernen Kreuzes 1914/15      ..... 104
Stiftung von Gedenkblättern 1915/16     ..... 108
"Ehrung" der Kriegergräber 1917      ..... 110
Kriegerdenkmal - Antikisierende Kämpfer - in Wicres / Lille 1915     ..... 113
Kriegs(bild)predigten - Impulse für künftige Denkmäler 1914 -1918     ..... 115
Kriegspostkarten - Gegenpropaganda zu Kriegspredigten und Kriegerdenkmälern 1915/18     ..... 119

7.   Kriegsgedenken und "Ehrung" in der Weimarer Republik 1918-1933 - 
      Zur Kontinuität "christlicher" und nationaler Identität      ..... 121
Der "Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge" seit 1919     ..... 124
Gefallenenehrung - Kriegerandachtsmal / -gedächtniskapelle - in Lipperode 1920     ..... 127
Ehrenmal - Bernhardsbrunnen - in Lippstadt 1920     ..... 130
Krieger-Erinnerungsmal der jüdischen Kultusgemeinde in Recklinghausen Anfang der zwanziger Jahre      ..... 132
Opferdenkmal - Trauernde Frau (Germania) - in Frankfurt/ Main 1920      ..... 134
Ehrenmal - St. Sebastian mit sterbendem Soldaten - in Nienberge 1921      ..... 136
Von der staatlichen "Kriegerehrung" zur Erhaltung der Kriegergräber 1922      ..... 138
Ehrenkapelle - Pieta - und Ehrenfriedhof in Rüthen 1923/26      ..... 142
Ehrenmal - Aufgebahrter, uniformierter Soldat in der mittelalterlichen Burgruine - in Hohensyburg 1925: eine "Totenburg"      ..... 144
Ehrenmal - Pyramide auf Kanonenkugeln - in Münster 1925      ..... 145
Ehrenmal - Nackter Krieger auf altar- oder sarkophagähnlichem Block in der mittelalterlichen Burgruine - in Volmarstein 1926      ..... 147
Kriegerkapelle und Grabesstätte von Feldpropst Joeppen in Hüls 1925/27      ..... 150
Die Wilhelmshavener Marine-Garnisonkirche und das Marinedenkmal in Laboe     ..... 153
"Kriegerehrung"/Monstranz in Drewer 1926      ..... 156
Ehrenmal - Tempelanlage mit aufgebahrtem, uniformiertem Krieger - in Oerlinghausen 1930      ..... 158
Ehrenmal - Michael / Drachentöter - in Aplerbeck 1930     ..... 160
Opferdenkmal - Eisenkreuze auf Altar - in Dortmund 1931     ..... 162
Ehrenmal - Neue Wache - in Berlin 1931      ..... 163

8.   Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg 1933-1939-1945.     ..... 166
Reichsehrenmal Tannenberg: eine "Totenburg"     ..... 167
Ehrenmal - Uniformierte Krieger - in Dortmund 1934     ..... 171
Ehrenmal - Fahnenträger - in Suttrop 1936      ..... 172
Gedenkliteratur über die katholische Kriegsseelsorge 1935-1939      ..... 174
Erneuerung des Eisernen Kreuzes 1939      ..... 177
Ordenspropaganda des Eisernen Kreuzes und Gräberfürsorge      ..... 180
Tradition und Gefallenengedächtnis der Kriegsseelsorge unter nationalsozialistischem Druck      ..... 181
Die Wewelsburg - Terrorstätte und "Kultzentrum" der SS: "Mittelpunkt der Welt" und nationalsozialistischer Totenkult      ..... 183
Gefallenengedächtnis / Krieger-Lourdeskapelle in Freckenhorst 1944/45      ..... 185

9.   Alliierte Besatzung und bundesdeutscher Neubeginn - 
      Mahnmäler und Opfermäler  1945-1961      ..... 189
Sowjetisches Gefangenendenkmal - Obelisk mit Sowjetstern - in Stukenbrock 1945      ..... 192
Alliierter Denkmalssturz 1946      ..... 194
Kriegeropfermahnmal - Inschrifttafel - in Freckenhorst 1951     ..... 196
Jüdisches Totenmal - Inschriftstele - in Dortmund um 1951     ..... 199
"Errichtung von Gedenkmalen für die Toten des letzten Weltkrieges" - Denkschrift des Arbeitsausschusses des Evangelischen Kirchenbautages in Berlin 1954      ..... 200
Mahnmal - Stele mit Bronzerelief-Platte (Phönix) - in Dortmund 1956     ..... 203
Mahnmal - Geborstene Weltkugel - in Dahl 1959     ..... 204
Ehrenmal / Grabesstätte in der Marinegarnisonkirche in Wilhelmshaven 1959      ..... 205
Ehrenmal - Soldatenpieta - in Langenberg      ..... 207
Mahnstätte - Kerkerbau/Grabesstätte mit Seitenreliefs - in Dortmund 1960      ..... 209
Mahnmal zur deutschen Einheit in Münster 1960      ..... 210

10.  Neue kritische Impulse öffentlicher Reflexion und Trauer seit den sechziger Jahren    ..... 212
Erweiterung der Denkmals-"Ehre"      ..... 212
Innen- und außenpolitischer Funktionswandel des Totengedenkens     ..... 213
Identitätsstiftung - neue Forschungen und Dokumentation     ..... 214
Grundsatzstreit über die Bewertung von Wehrmacht, SS und Kriegsverbrechen      ..... 214
Krise des Totengedenkens     ..... 215
Dauernde Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft - Bundesehrenmal in Bonn 1963/1965      ..... 218
Mahnmal - Auferstandener Christus - in Erwitte 1967      ..... 221
Mahnmal - Siegessäule mit umlaufendem Relief - Auferstandener Christus - in Rheda-Wiedenbrück 1967     ..... 223
Der "Mahner" von Ahaus 1967     ..... 225
Mahnmal - Kreuzförmige Inschrift-Steinblöcke - in Meiste 1970     ..... 227
Ehrenmal der Bundeswehr - Aufgebahrter Leichnam - in Koblenz 1972     ..... 228
Ehrenmal - Marschierende Soldaten und Gegendenkmal "Feuersturm" - in Hamburg 1936/1985     ..... 229
Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland - Umgestaltung der Neuen Wache in Berlin 1993      ..... 232

11.  Zusammenfassung
       Von der Helden- und Kriegsverherrlichung zur Reflexion moderner Trauerarbeit      ..... 235

12.  Anhang: Anmerkungen, Bildquellennachweis      ..... 239


Vorworte

Mit dieser Veröffentlichung setzt das Evangelische Kirchenamt für die Bundeswehr die Reihe der Publikationen fort, die dazu beitragen sollen, durch den Blick in die eigene Geschichte den Blick in die Gegenwart und Zukunft zu schärfen. Das Thema "Kriegerdenkmäler" gehört zu den schwierigsten Themen unserer Geschichte. Das weiß jeder Militärpfarrer, jeder Soldat, jeder Bürger, der am Volkstrauertag an Feierstunden zum Gedenken der Kriegstoten teilgenommen hat, vielleicht sogar eine Rede halten mußte. Den richtigen Ton zu treffen zwischen der Trauer der Betroffenen und der geschichtlichen Wahrheit, dem individuellen und dem nationalen Leid, dem, was die Teilnehmer hören wollen und dem, was gesagt werden muß, ist ein schwieriges Unterfangen. Die Evangelische Militärseelsorge hat sich mit diesem Thema immer wieder befaßt und befassen müssen. Um so dankbarer bin ich, daß mit dieser Arbeit von Professor Dr. Arnold Vogt, Leipzig, eine Publikation vorgelegt werden kann, die nicht nur die geschichtlichen Zusammenhänge verdeutlicht, sondern Maßstäbe liefert für ein begründetes Urteil über diesen Themenkomplex aus heutiger Sicht und für verantwortliches Reden an den Gräbern derer, die die Opfer der Kriege sind.
Peter H. Blaschke
Bonn, Mai 1993

Dieses Buch beruht auf Thesen, die ich erstmals bei einem Symposion der Werner-Reimers-Stiftung im Februar 1980 in Bad Homburg über politische Ikonologie vorgetragen habe, später auch in Kolloquien zur Interdisziplinären Forschung in Bielefeld bei Prof. Dr. Reinhart Koselleck und in Münster bei Prof. Dr. Werner Hahlweg und Prof. Dr. Heinz Gollwitzer. Weitere Anregungen verdanke ich den Kunsthistorikern Dr. Martin Bach (Lippstadt/ Essen) und Dr. Meinhold Lurz (Heidelberg), Josef Klem und Klaus Kösters von der Landesbildstelle Westfalen (Referat Museumspädagogik), Prof. Dr. Karl Hüser (Paderborn) zur Gedenkstättenarbeit, schließlich den gemeinsamen Lehrveranstaltungen an der Universität Münster mit Prof. Dr. Anneliese Mannzmann und Prof. Dr. Dieter Metzler. Hilfreich waren mir auch zahlreiche Einzelhinweise und Informationen, die in den Anmerkungen erwähnt sind. Mein besonderer Dank gilt aber auch dem Evangelischen Kirchenamt für die Bundeswehr, vor allem Herrn Peter H. Blaschke, für die Veröffentlichung.
Arnold Vogt
Leipzig, Mai 1993
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1. Einleitung

In beinahe allen Gemeinden des mitteleuropäischen Raumes sind heute Kriegerdenkmäler oder Mahnmäler zu sehen. Sie fallen im Unterschied zu anderen Kunstobjekten in vierfacher Hinsicht auf:
1. durch ihren durchweg vorteilhaften, publikumswirksamen Aufstellungsort, z.B. in oder bei einer Kirche, auf dem Markt, an einer Hauptstraße, im Park oder auf dem Friedhof;
2. durch die jeweilige Mitwirkung namhafter Repräsentanten aus Staat, Behörden, Kirchen, Verbänden und aus anderen Einrichtungen bei ihrer Errichtung, Konzipierung und Gestaltung;
3. durch ihre Vielzahl; denn allein etwa im Gebiet der alten Bundesländer wird ihre Zahl auf ca. 100.000 geschätzt, eine Zahl, die eher unterschätzt als überschätzt ist;
4. durch ihre Symbolik mit existentiellen gesellschaftlich-politischen "Aussagen" über Krieg und Frieden, Gewalt und Tod, Individuum und Gesellschaft.

Die Symbolik der Denkmäler als Identitätsstiftung der Überlebenden und als Spiegel des Geschichtsbewußtseins

So gesehen, markieren die Denkmäler einen Kernbereich historischer Identität, denn es geht um Leben und Tod, um Grundlagen individueller und national-kollektiver Existenz, soweit sie bedroht waren oder sind. Dies betrifft im wesentlichen die großen Auseinandersetzungen und Katastrophen, bei denen große Zahlen von Toten und Vermißten zu beklagen waren aus Krieg, Vertreibung, Verfolgung, Vernichtung u. a. Dieses Leid wurde bzw. wird zumeist unter ausdrücklicher Berufung auf (vermeintlich?) national-kollektive Interessen und Beweggründe propagiert und gerechtfertigt. Solche Sinnstiftungen und Identitätsangebote enthalten "Aussagen" sowohl im Rückblick auf das Vergangene, doch ebenso im prospektiven Anspruch. Er schließt zugleich politische und ideologische Zukunftserwartungen ein, die beim öffentlichen, nationalen Totengedächtnis zur Sprache kommen. Dazu leisten Denkmäler und Gedenkstätten sowie sinnverwandte Bedeutungsträger - Gedenkmünzen (Orden, Medaillen), -blätter, -bücher, -schriften, -tafeln, -gebäude, -feiern - einen wichtigen, normativen Beitrag, unterstützt durch Predigten, Weiheansprachen, einschlägige gesetzliche Bestimmungen. Unter den zahlreichen Objekten zeichnen sich Kriegerdenkmäler, Mahnmäler und Gedenkstätten wesentlich durch ihre künstlerisch architektonische Form aus, ferner durch ihre Widmung zur "Ehrung" der Kriegstoten sowie der "Opfer" gewalttätiger Handlungen.1

Mit ihrem Symbolcharakter, der aufwendigen, attraktiven Erscheinung inmitten bevorzugter Landschafts- oder Stadtbildgestaltung spiegeln sie das öffentlich vorherrschende Geschichtsbewußtsein. So wollen Denkmäler ein maßgebender Wegweiser sein bei der Suche nach historischer und politischer Identität, nach Trost und nach Sinn für Leid und Tod von Gemeinde- und Familienangehörigen. Das monumentale Totengedenken verknüpft individuelle, persönliche Betroffenheit mit kollektiv-nationalen, gesamtgesellschaftlichen Belangen. Dabei erfährt die historische Erinnerung an Tote oft eine ideale, heroische Färbung, die beabsichtigt ist, um den Überlebenden Beispiel, Vorbild und Ansporn zu geben zu einem bestimmten Verhalten, auch zur Nachahmung der Toten, zur Verantwortung oder Verpflichtung für das, wofür die Toten ihr Leben bzw. ihre Existenz (angeblich) verloren haben.

Methoden moderner Denkmalsbetrachtung und -dokumentation

Der intentionale Charakter verweist zugleich auf einen umfassenden "erzieherischen" Anspruch. So verwundert es nicht, wenn Gedenkstätten bzw. Denkmäler an Schulen in verschiedenen Unterrichtsfächern verwandt, in Schulbüchern ausführlich dargestellt und in der Erwachsenenbildung untersucht werden (vgl. Museumsausstellungen, kriegskritische Projekte, Führungen, Rundfunksendungen, Bürgerinitiativen).2 Darüber hinaus bilden sie ein wichtiges Instrument öffentlicher Propaganda, indem sie die Erinnerung an frühere Interessenkonflikte und Gewalttaten an einen ideologischen Kontext binden.3 - Außer "pädagogischen" Aufgaben und der Propaganda sind memorative, religiöse Aspekte des Totengedächtnisses zu erwähnen, weil sich Gedenkstätten auch als Ersatzobjekt für unbekannte oder anderswo gelegene Grabstätten auszeichnen.4 Dazu sind Anfragen an die volkskundliche Forschung des Totenbrauchtums zu richten, ferner Fragen an religiöse, kirchlich-theologische und liturgische Traditionen des Begräbnisses und der Denkmalsweihe, nicht zuletzt auch das kirchliche Gefallenengedächtnis in der Militärseelsorge.5 Wer schließlich nach Entstehung und Gestaltung einer Gedenkstätte fragt, ist auf historisch-wissenschaftliche, sozial- und ideologie-kritische Recherchen verwiesen (vgl. das weite Feld der Stiftungsinitiativen, der Einweihungsfeierlichkeiten, der jährlichen Gedächtnisfeiern).6 Demgegenüber gilt die äußere Gestaltung primär als Gegenstand der Kunstgeschichte. Neuere Untersuchungen liegen aus der Friedens- und Konfliktforschung vor.

Die moderne interdisziplinäre und interinstitutionelle Betrachtung von Kriegerdenkmälern und Mahnmälern setzte sich schrittweise in Forschungen seit den sechziger und siebziger Jahren durch. Wichtige Anstöße erfuhr die moderne Forschung aus den Anforderungen internationaler Beziehungen, den Neuerungen des "Denkmalschutzes" sowie aus dem innenpolitischen Bewußtseinswandel.7 Bahnbrechend wirkte Reinhart Koselleck 1976/9 mit um 
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fassend neuen, grundlegenden Forschungsansätzen über "die Herausforderung der Mahnmäler und Kriegerdenkmäler als Identitätsstiftungen der Überlebenden".8 Er akzentuierte vor allem den ideologischen Charakter der Denkmäler gegenüber künstlerischen, religiösen und volkskundlichen Voraussetzungen des Phänomens. Seine "... Analyse brachte weltweit die Erforschung von Kriegerdenkmälern in Gang",9 so zum Beispiel am Bielefelder Zentrum für Interdisziplinäre Forschung. Unter den beteiligten Institutionen war auch die Kasseler "Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V.", die zu Forschungszwecken eigens ein Zentralinstitut und außerdem ein Museum für Sepulkralkultur unterhält.

Auf der Grundlage der jüngeren Forschungs- und Ausstellungsvorhaben wurde erstmals eine ganzheitliche, wissenschaftlich-methodisch gesicherte Gesamtbetrachtung der Gedenkstätten möglich. Diese neue Basis förderte zugleich einen Dialog über Grenzen hinweg - zur Verständigung über nationale, ideologisch-politische, religiös-konfessionelle oder sonstige "Grenzen". Erstmals wurde ein Instrumentarium geschaffen, um Strukturen, Interessen und Beziehungen, die dem offiziellen Totengedächtnis zugrundeliegen, in ihren vielfältigen Chancen und Problemen offenzulegen.

Denkmalskunst im Grenzbereich verschiedener Aspekte 10

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Zur Erschließung des Symbolcharakters der Denkmäler im Grenzbereich historisch-politischer, sozial- und kulturgeschichtlicher Aspekte wurden unterschiedliche Methoden verwandt, zum Beispiel die Frage nach dem "Sitz im Leben" der Denkmäler, Ikonographie und Ikonologie.11 Für die präzise Erschließung der Denkmäler, ihres Wesens und ihrer Kernaussage wurde die thematische Wechselbeziehung von künstlerischem Motiv, Inschrift und Aufstellungsort zugrundegelegt.11 Die "Aussagen" sollten im Kontext aufschlußreicher Dokumente beurteilt werden: Reden, Gesetzes-, Verwaltungsvorschriften, offizielle Empfehlungen oder alternative Denkmalspläne, amtliche Verlautbarungen zur (nicht) gewünschten Rezeption, Festprotokolle, Bestattungssitten, Lieder, Gebete, Predigten und Entgegnungen, Soldatenbriefe, weitere sinnverwandte Objekte (Baudenkmäler, Gedenkliteratur, Orden, Fahnen, Uniformen etc.). Soweit sie die "Aussagen" eines Denkmals betreffen, ist dessen ganzheitliche Bewertung und Gewichtung im Spektrum der entscheidenden gesellschaftlich-politischen Interessen und der je nach Standort unterschiedlichen Perspektiven möglich. Vor diesem Hintergrund erweisen sich die Denkmäler erneut als wichtige Zeugen des bei ihrer Errichtung vorherrschenden Geschichtsbewußtseins, als Spiegel gesellschaftlich-politischer, kirchlich-religiöser und militärischer Wertvorstellungen.

Freilich unterliegen sie auch einem Funktionswandel. Denkmäler werden vergessen, ergänzt oder als anstößig verworfen und zerstört.12 Auch in diesem Konfliktpotential spiegeln sich Staat und Gesellschaft. Immer wieder werden Denkmäler und Initiativen für neue Entwürfe am Anspruch aktueller politischer, auch fachwissenschaftlicher Kontroversen gemessen. Von besonderem Interesse erscheinen dabei grundlegende Fragen nach dem Stellenwert der Kriegerdenkmäler und Mahnmäler: Sind sie einer rationalen, histo- 
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risch-kritischen und politischen Kultur verpflichtet? Sollen sie eher "die Besinnung auf die gemeinsame Geschichte" bewirken: "... zur Stärkung von Identität ... als konsensförderndes Gemeinsamkeitsgefühl und -bewußtsein ..., das die Legitimität und die Handlungsfähigkeit (Zukunftsfähigkeit) von Gesellschaften stärkt?"13
Im folgenden werden Kriegerdenkmäler und Mahnmäler als erkenntniskritische "Quellen" zur Bewertung und Sinnstiftung von Gewalt und Tod, Krieg und Frieden, Bürger und Gesellschaft untersucht. Sie sollen in ihrer Kontinuität und in ihrem Wandel dargelegt werden: anhand der wechselnden "Ehr-" und "Opfer-"vorstellungen, der Devisen und Totenbezeichnung der Inschriften, anhand der Aufstellungsorte, der künstlerisch-architektonischen Ausdrucksformen und Typen, der Stifter(gruppen) und deren Gegner. Besondere Beachtung verlangen Kontinuitäten und Brüche der Entwicklung, die im Rahmen der äußeren militärisch-politischen Anlässe der Denkmalserrichtung zu betrachten sind:
- Anfänge, Befreiungskriege und Revolutionskämpfe (1793/1813/15 - 1850),
- national-deutsche "Einigungskriege" (1864/66/70/71),
- koloniale Kämpfe, wissenschaftliche Expeditionen und Jubiläen der Wilhelminischen Zeit (1888 - 1914),
- Erster Weltkrieg (1914 - 1918),
- Kriegsgedenken und "Ehrung" im Weimarer Reich (1918 - 1933),
- Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg (1933/39/45),
- alliierte Besatzung und bundesdeutscher Neubeginn (1945-1961),
- Impulse moderner Denkmalsentwicklung (seit den sechziger Jahren).

Die von Fall zu Fall wachsenden Verlustzahlen setzten äußere Maßstäbe für die Denkmalsentwicklung - im Ersten Weltkrieg zum Beispiel "noch" zehn Millionen, im Zweiten Weltkrieg bereits 55 Millionen! Die grundlegenden Entwicklungslinien sollen an einzelnen modellhaften oder besonders markanten Denkmälern aus Kirchen oder Militär verdeutlicht werden. Auf Grund der für deutsche Verhältnisse so charakteristischen Brechung in regionalen, konfessionell-religiösen, ländlichen und urbanen Unterschieden empfiehlt sich zugleich eine ergänzende Betrachtung entsprechender vergleichbarer Stiftungen. Dazu sollen einige aufschlußreiche Beispiele aus der westfälischen Region vorgestellt werden, da sie dank einer fast "lückenlosen" Forschungsdichte zu den verschiedenen Konfessionen, zu ländlichen und städtisch(-industrialisiert)en Bereichen bereits erschlossen worden ist.14
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11. Zusammenfassung: Von der Helden- und Kriegsverherrlichung zur Reflexion moderner Trauerarbeit

Zusammenfassend lassen sich Kriegerdenkmäler und Mahnmäler als ein Phänomen umschreiben, das sich durch einen außergewöhnlichen Symbolcharakter auszeichnet - im Grenzbereich historisch-politischer, sozial-, kunst- und kulturgeschichtlicher Aspekte. In der verschiedenartigen und verwirrenden Vielfalt der Objekte fielen militärkonforme Gestaltungselemente auf, allen voran das Eiserne Kreuz. In der Geschichte preußisch-deutscher Kriegerdenkmäler, die in Kirchen und Militär aus den verschiedenen Entwicklungsphasen erhalten sind, war das Eiserne Kreuz ein ständiger und wichtiger Begleiter - ungeachtet der wechselnden künstlerischen und architektonischen Formen, des sakralen oder profanen Aufstellungsortes. Kein anderes deutsches Ordenszeichen erlangte eine annähernd ähnliche fundamentale Denkmalsrelevanz. Es demonstriert eine Kontinuität einschlägiger Traditionen als Symbol vaterländischer, deutscher Identität und Verpflichtung. Es belegt zugleich den Einfluß christlich-religiöser Bedeutungsinhalte für die ideologische Legitimation der preußisch-deutschen Militärpolitik, deren (Selbst-)Darstellung in Kriegerdenkmälern. Dieses Verständnis wurde von den Kirchen der christlichen Konfessionen bis zur Gegenwart bestätigt (vgl. Anwendung des Eisernen Kreuzes auf kirchlichen Kriegergedenktafeln, -denkmälern, in Garnisonkirchen, zivilen Kriegergedenkkapellen etc.). Abgesehen von seinen äußeren Varianten (Namenszeichen-Buchstaben, Jahreszahlen oder Hakenkreuz u. ä.), sind das Eiserne Kreuz und das Kriegerdenkmalswesen als untrennbare Sinneinheit zu begreifen, in der die kollektiven normativen Grundlagen von Staat und Gesellschaft, von Kirchen und Militär deutlich sichtbar wurden.

Kriegerdenkmäler bekräftigten grundsätzlich eine ausschließlich positive Grundhaltung und Anerkennung des Militärs, seiner vergangenen (Bürger-) Kriegseinsätze sowie der vom Militär erkämpften national- und machtpolitischen Ordnung. So thematisierten Kriegerdenkmäler ausschließlich militärische Pflichten und Tugenden anstatt politischer (demokratischer) Rechte. Mit dieser Tendenz korrespondierten die durchweg "uniformen" Ausdrucksmittel bzw. das Gleichheitsprinzip der Krieger(grab)denkmäler besonders auf (auch zivilen) Kriegerfriedhöfen. Dies war freilich keineswegs eine speziell "deutsche" Erscheinung (vgl. u. a. Kriegerdenkmäler und -friedhöfe zum Amerikanischen Bürgerkrieg 1861 - 65, entsprechende spätere internationale Anlagen insbesondere zum Ersten und Zweiten Weltkrieg). Eine gewisse Gleichförmigkeit war militärischen Einrichtungen (Friedhöfen) generell, unabhängig von ihrer jeweiligen staatspolitischen Zugehörigkeit, zu eigen - auf Grund ihrer Wesensstruktur, dem Befehl-Gehorsam-Prinzip. Es erlaubte in der Selbstdarstellung durch Kriegerdenkmäler nur die Betonung kollektiver, d.h. an jedermann gleich zu richtender Forderungen. Denen gegenüber wurden Abweichungen regionaler, konfessioneller, individueller
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Art oder Minderheitenbelange prinzipiell zurückgestellt. Amtliche, öffentliche Anerkennung oder Zustimmung erlangten sie für eigenständige Ausdrucksformen nur unter dem Gesichtspunkt außergewöhnlicher, musterhafter Pflichterfüllung. Andernfalls war nur eine gewisse Zurückhaltung möglich wie zum Beispiel in den westfälischen katholischen Gemeinden in der Kulturkampf- oder Wilhelminischen Zeit.

Das Übergewicht kollektiv-militärischer Intentionen kam vielleicht in preußisch-deutschen Kriegerdenkmälern stärker als anderswo zum Ausdruck - in dem Maße, in dem die vom Militär beanspruchten und demonstrierten gesellschaftlich- und nationalpolitischen Ziele bedroht schienen gegenüber (vermeintlichen) innen- wie außenpolitischen Gegnern. Dies gilt insbesondere für die westfälisch-lippische Region auf Grund ihrer Bevölkerungsdichte mit dem engen Nebeneinander konfessioneller Unterschiede, von industriellen Ballungszentren und ländlich strukturierten Gebieten. Unter diesen Bedingungen eskalierten ideologische Spannungen (vgl. u. a. Reformbemühungen Bodelschwinghs, Mindener Eklat 1904) und verstärkten im Zuge des militärisch-zivilen Gegensatzes auch den dominierenden Einfluß des Militärs (vgl. die schrittweise Übernahme militärischer Wert- und Ehrvorstellungen in bürgerlich-zivilen und kirchlichen Gemeinde-, Vereinsdenkmälern - mit dem Anspruch absoluter, zeitloser oder quasireligiöser Geltung). Diese Entwicklung erreicht in der Weimarer Zeit einen Höhepunkt und konnte schließlich beinahe problemlos zur kriegsvorbereitenden, nationalsozialistischen Propaganda mißbraucht werden - freilich unter Ausschluß ideologiefremder, konkurrierender, vor allem jüdischer oder sogenannter "entarteter" Denkmäler.

Im Verlauf der kriegerischen Entwicklungsprozesse eskalierten das massenhafte Elend und der Tod sprunghaft, so daß Kriegstote oder Opfer politischer Gewalt bald aus jeder Gemeinde bekannt waren, wo kurze Zeit später auch ein neues Denkmal errichtet wurde. Mancherorts erhielten ältere Denkmäler, etwa zum Ersten Weltkrieg, durch Inschriftergänzungen oder -zusätze, eine Erweiterung ihrer Widmung auf neue Kriegsereignisse oder Gewalthandlungen, so daß der Eindruck scheinbarer Kontinuität entstand, teils sogar beabsichtigt war. In diesem Sinn konnte anderswo das zufällige Nebeneinander oder das inhaltsreich geplante Ensemble mehrerer Denkmälern zu verschiedenen Anlässen aufgefaßt werden. Solange Kriege ununterbrochen "siegreich" geführt wurden, die innen- und gesellschaftlich-politische Entwicklung ohne tiefgreifende "revolutionäre" Brüche verlief, erfuhr die offizielle, traditionelle Denkmalspropaganda mit ihren tendenziös-harmonisierenden Vorstellungen scheinbar nahtloser Kontinuität und heroisierender Erfolgsgewißheit keinen wirkungsvollen Widerspruch. Dies änderte sich allmählich im Zuge des militärischen und politischen Versagens infolge des Ersten Weltkrieges, so daß erstmals auch Ansätze einer pazifistischen, künstlerischen Reaktion oder Antikriegspropaganda öffentliche Aufmerksamkeit erreichten (vgl. Kriegspostkarten, Opferdenkmäler).
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Eine unübersehbare Zäsur erfolgte in der Denkmalsentwicklung und -gestaltung durch den Nationalsozialismus und seine katastrophalen Folgen: totale, lückenlose Indienstnahme herkömmlicher und neuer Denkmalsanlagen, Zerstörung oder Verbot ideologiefremder, jüdischer, teils auch christlich-kirchlicher Objekte und die Erweiterung des denkmalswürdigen Personenkreises im Zuge der modernen totalen Kriegsführung (einschließlich der Zivilbevölkerung). Nach dem militärischen und politischen Zusammenbruch des "Dritten Reiches", den internationalen Anklagen nationalsozialistischer Verbrechen, dem alliierten Verbot nationalsozialistischer und sogenannter militärischer Denkmäler schienen traditionelle Gestaltungsformen des deutschen Kriegerdenkmals diskreditiert und deren Erneuerung zeitweilig unmöglich. In der Folge entstand ein neuer Denkmalstyp: das "Mahnmal", bei dem auf eine (auffällige und ungebrochene) Kriegerverherrlichung verzichtet wurde. Ohnehin waren nicht nur deutsche Soldaten, sondern auch alliierte Gefallene, Opfer nationalsozialistischen Terrors, verstorbene, ermordete Zwangsarbeiter oder Flüchtlinge in getrennten Gedenk- oder Friedhofsanlagen bedacht worden.

Die verschiedenen neuen Objekte unterlagen keiner einheitlichen Konzeption - weder im politisch-ideologischen, religiös-konfessionellen, noch im künstlerischen Sinne. Die Denkmäler wurden voneinander isoliert errichtet und bewertet, zumal ein übergeordneter konsensfähiger Sinnbezug außer Sicht war. Waren frühere Stiftungen auf deutschem Boden noch einer vorherrschenden Staats- und Denkmalspropaganda, insbesondere einer gewissen positiven, nationalkollektiven oder patriotischen Bewertung des Kriegstodes verpflichtet, so zerbrach diese harmonische Fiktion (ab 1945) endgültig - in den neuen Denkmälern für Gefallene der deutschen Truppen und ihrer Verbündeten, für die Gefallenen der militärisch-politischen Gegner Nazi-Deutschlands, überhaupt für deren Opfer. Existentielle, in massenhaftem Elend und millionenfachem Kriegs- und Terrortod umkämpfte Gegensätze waren in den verschiedenen Denkmals- oder Friedhofsanlagen 1945 für jedermann dauerhaft sichtbar. Es gibt wohl kaum einen Bewohner des Landes, der nicht mit den großen Gräberfeldern und den ihnen zu Grunde liegenden gegensätzlichen Wertvorstellungen konfrontiert wurde. Ihr widerspruchsvoller Eindruck provozierte in mehrfacher Hinsicht zur Stellungnahme, zur (bewußten) Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit, zum kontrastierenden Vergleich der Gedenkstätten, deren gegensätzlicher politischer Perspektiven, zum Ringen um ihre gesellschaftlich-politische, konsensfähige und integrative Bewertung (vgl. u. a. Blüm-Affäre, Streit um alte, wiedererrichtete Denkmäler, neue Initiativen sowie um den offiziellen Nekrolog).

Gedenkstätten erwiesen sich zunehmend als Kristallisationspunkte innenpolitischer Kontroversen über die nationalsozialistische Vergangenheit, über internationale Versöhnungsbemühungen oder die nationale, politische Identität. In diesen Auseinandersetzungen verloren Denkmäler mangels eines überzeugenden, widerspruchsfreien ideologischen Fundaments ihren exklu-
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siv-maßgebenden und autoritativen Charakter. Ließen sich die traditionellen deutschen Kriegerdenkmäler noch als "wesentlich in visuelle Form gekleidete Befehle zur retrospektiven Sinngebung des Soldatentodes"' umschreiben, so wurden Denkmäler nunmehr grundsätzlich in Frage gestellt, in ihren inhaltlichen Aussagen und formalen Elementen kritisch reflektiert und auch über ihr innenpolitisch-ideologisches Konfliktpotential öffentlich debattiert. Diese Entwicklung betraf alle Ebenen politischer Meinungs- und Willensbildung und prägte ebenso die Gestaltung und Diskussion neuer Projekte. Eine übergreifende, konsensfähige Konzeption, wie sie in den Gräbergesetzen oder im Bonner Ehrenmal 1963/65 angelegt worden war, gelang "nur" in wenigen Inschrifttafeln und religiösen Mälern. Sogar ein allgemein anerkannter Nekrolog der Opfer(gruppen) blieb umstritten. Das Konfliktpotential zwischen Anspruch und Wirklichkeit und der Erklärungsbedarf des erinnerten Geschehens verlangten eher begleitende oder alternative Maßnahmen einer Dokumentation mit einer dreifachen Zielsetzung: 1) individuelle Erinnerung an einzelne Opfer, 2) Betroffenheit der Überlebenden und 3) rationale, umfassende Aufklärung, um so den komplexen innen- wie außenpolitischen Anforderungen moderner Trauerarbeit gerecht zu werden.

Angesichts der komplexen Probleme moderner Denkmalsrezeption wurden gelegentlich Zweifel laut, ob die Zeit der Kriegerdenkmäler oder Mahnmäler nicht längst überwunden sei. Die zahlreichen öffentlichen Auseinandersetzungen um ihre Gestaltung lassen aber eher eine aktuelle Bedeutung erkennen. So erwiesen sich Gedenkstätten als ein Mittel öffentlich politischer Bewußtseins- oder Meinungsbildung sowie als Bedeutungsträger historischer nationaler Identität. Sie spiegelten die verfassungsrechtlichen, demokratischen und politischen Verhältnisse. An ihnen entzündeten sich die Grundsatzdebatten um die Bewertung vergangener Kriegs- und Terrorhandlungen, der großen nationalen Katastrophen. Dabei fungierten die Gedenkstätten freilich nur als Spiegel des vergangenen wie des gegenwärtigen Geschehens. Dennoch wurden sie gelegentlich mit dem Geschehen selbst gleichbewertet, so zum Beispiel in der Forderung nach einem Denkmalssturz, bei Beschmierungen u. ä. Vor diesem Hintergrund enthielten Gedenkstätten zweifellos eine weitere Funktion als Ersatzobjekt auch in politischen Auseinandersetzungen. Aus dieser Sicht erscheinen manche moderne Denkmalsstürze problematisch.

Die Qualität der modernen Gedenkstätten- bzw. Denkmalsrezeption ist schließlich an ihrem Beitrag zur rationalen Konfliktbewältigung und zu persönlicher Betroffenheit zu messen, innenpolitisch wie international, aber auch in ihrem Beitrag zur Besinnung, ohne die politische Handlungsfähigkeit zu behindern. Mit anderen Worten: Gedenkstätten und Denkmäler sollten Anstöße zu historisch politischer Verantwortung geben: "Den Lebenden zur Mahnung!"
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12. Anhang – Anmerkungen

1. Der Begriff "Ehre" bildet eine zentrale Kategorie der Gedenkstättenentwicklung. Eine militärische "Ehre", d.h. auch Denkmalswürdigkeit wurde dem gemeinen Soldaten erstmals von den preußischen Reformern in der sogenannten Reorganisationskommission unter Scharnhorst zuerkannt, in umfangreichen, bis in das Privatleben reichenden Bestimmungen, in Strafrecht und -vollzug verankert (vgl. preußische "Ehrengerichte" seit 1808). "Ehre" war Ausdruck für die von "König und Vaterland" gleichermaßen getragene öffentliche Anerkennung und Geltung, außerdem ein Schlüssel- und Sammelbegriff für die höheren Motive des Soldatenstandes. Dabei überwogen pädagogische Vorstellungen. Man hoffte auf eine erzieherische Wirkung des Militärs, das "Beispiel vernünftigen Gehorsams", so daß "Ehre", "Pflicht" und "Gehorsam" untrennbare moralische Größen in Staat, Gesellschaft und Militär wurden. Schon während der Befreiungskriege zeichnete sich eine restaurative Wende ab. Sie stellte die reformerische "Ehr"-Vorstellung grundsätzlich auf den Kopf. "Ehre" sollte nicht einfach dem gesamten Bürgertum zugesprochen werden, sondern sie galt mehr und mehr einer exklusiven Besonderheit des Militärs. Der Umstand, daß der wehrpflichtige Soldat den Militärdienst nicht als Berufsstand, sondern als Staats- oder Bürgerpflicht leistete, wurde mißachtet. In dem Maße, in dem das Militär von der späteren Konstitutionalisierung bzw. Parlamentarisierung 18481919/1934 ausgeschlossen wurde (vgl. den militärisch-zivilen Gegensatz in Staatsrecht, Verfassung, Ausschluß parlamentarischer Kontrolle über das Militär, Verzicht auf das Wahlrecht des Soldaten), erhielten "Ehre" und das ihr verbundene Wert- und Geltungssystem eine antidemokratische, autoritäre Tendenz. Ihre Bedeutung stieg gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf Grund der engen Verbindung von militär- und nationalpolitischem Prestige und ermöglichte das "... Dogma, daß der Mann erst im Militärdienst zum Vollmitglied der Gesellschaft herangebildet werde". Auch im Ersten Weltkrieg blieb die militärische "Ehre" ein fundamentaler Bestandteil militärischen und nationalen (Gefolgschafts-)Denkens sowie der Denkmalsgestaltung, die in Weimarer Zeit sogar ganz unter den sinnfälligen Begriff der "Kriegerehrung" neu akzentuiert und später von den Nationalsozialisten pervertiert wurde. Demgegenüber konnten kritische Ansätze in den vorherrschenden "Ehr"-Vorstellungen im Denkmalswesen erst nach dem Zweiten Weltkrieg sich durchsetzen.
Zitate: Manfred Messerschmidt: Die politische Geschichte der preußisch-deutschen Armee. Band 2 (Abschnitt IV, Teil 1) des Handbuchs zur deutschen Militärgeschichte 1648-1939. München, 1979, im folgenden zitiert als Messerschmidt, Geschichte. Vgl. Hans Reiner: Ehre. In:
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Joachim Ritter (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 2. Darmstadt, 1972, Sp. 319-323.
Der Opferbegriff wird hier zunächst im umgangssprachlichen Sinn verstanden. Er betrifft den gewaltsamen, passiv erlittenen Tod (victi), verursacht von anonymen, widrigen Umständen, z.B. einer Naturkatastrophe oder (politischen) Verbrechen. - In Gedenkliteratur und Denkmalsgestaltung (Inschriften etc.) ist aber der biblisch-religiöse Opferbegriff verbreitet (sacrificium), der mit anderen zentralen Begriffen der Denkmalspropaganda korrespondiert, u.a. "Ehre", "Heldentum", aber auch mit nationalen Vorstellungen. Vgl. S. Lorenz und W. Schröder: Der Opfer-Begriff in der Philosophie der Neuzeit. In: Joachim Ritter und Karlfried Gründer (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie, Band 6. Darmstadt, 1984, Sp. 1235 ff. zurück zum Text

2. Jörg Calließ (Hrsg.): Gewalt in der Geschichte. Beiträge zur Gewaltaufklärung im Dienste des Friedens. Studien, Materialien zur Geschichtsdidaktik. Band 15. Düsseldorf, 1983, im folgenden zitiert als Calließ, Gewaltaufklärung.
Silke Wenk: Warum ist die (Kriegs)Kunst weiblich? Frauenbilder auf öffentlichen Plätzen. In: Kunst und Unterricht. Heft 101/April 1986, im folgenden, zitiert als Wenk, (Kriegs)Kunst
Vgl. die außergewöhnlich vielfältige Produktion von Bildmediensammlungen (Diaserien, Unterrichtsreihen u.a.) der Landesbildstelle Westfalen, Münster.
Hartmut Boockmann: Denkmäler - eine Utopie des 19. Jahrhunderts. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, Zeitschrift des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands. 28. Jahrg. / Heft 3 (März), Stuttgart, 1977, S. 160-173. - Handbuch des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Redaktion: Alfred David, Adolf Heimbauer, Hans Soltau und Dirk Thiele, Kassel, o.J., S. 69-71, 135 ff. - Werner Michel: Jedes Kreuz ein Schicksal. Exposé einer Unterrichtseinheit zur Tonbildschau des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. In: Hermann Pfister (Hrsg.): Friedenspädagogik heute - Theorie und Praxis. Ein Handbuch für den Lehrer. Waldkirch, '1980. S. 121-137. - Bernhard Moltmann: Krieg - Mittel der Politik und Geißel der Menschheit (insbes. Kap. A 2: Das Kriegerdenkmal). In: Alexander Gregor/Jürgen Halberstadt/Wolfgang Linsemann, B. M. und Ursula Schuch: Den Frieden entwickeln. Aus den Materialien für Erwachsenenbildung. Gütersloh, 1981, S. 95125. - Martin Papenheim: Zur Gegenwart vergangener Kriege. Die Analyse von Kriegerdenkmälern im Rahmen der Friedenserziehung (am Beispiel eines Münsteraner Denkmals). In: Religionsunterricht an höheren Schulen. 25. Jahrg. 1982, Heft 3, S. 157-162. - Dagmar Richter (Red.): Kultur und Herrschaft. Wechselwirkung zwischen Bildender Kunst, Gesellschaft und Politik. In: Wochenschau für politische Erziehung, Sozial-und Gemeinschaftskunde. Bad Schwalbach, Nr. 2/1993. - Gerhard Schneider: Kriegerdenkmäler als Geschichtsquelle. In: Hans Jürgen Pan 
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del, und Gerhard Schneider (Hrsg.): Medien im Geschichtsunterricht. Düsseldorf, 1985, S. 293-332. - Ders.: Kriegerdenkmäler. Didaktisch-methodische Bemerkungen zum Unterricht im 9. bis 13. Schuljahr. In: Kunst im Unterricht. Nr. 58/1979, S. 32-37. - Fritz Starke: Das Vaterland als Herrenland. Eine Unterrichtseinheit zu den "väterländischen Reden" der Weimarer Republik. In: Diskussion Deutsch - Zeitschrift für Deutschlehrer aller Schulformen. In Ausbildung und Praxis. 15. Jahrg. 1984, S. 334-355. - Hanna Struck: Erinnerung allein genügt nicht. Aktuelle Fragen der Gedenkstätten-Pädagogik. In: Tribüne - Zeitschrift zum Verständnis des Judentums. 25. Jahrg., Heft 99, Frankfurt/Main, 1986, S. 60 ff.   zurück zum Text

3. Hans Kurt Boehlke: Pro Patria - Mahnung zum Frieden. Zur historischen Entwicklung des Gedenkens an die Kriegstoten. In: Wolfgang Krüger: Auferstehung aus Krieg und KZ in der Bildenden Kunst der Gegenwart. Ausstellungskatalog. Band 4 der Kasseler Studien zur Sepulkralkultur. Kassel, 1986, S. 225 f., im folgenden zitiert als Boehlke, Entwicklung.    zurück zum Text

4. Jutta Schuchard und Horst Claussen (Hrsg.): Vergänglichkeit und Denkmal. Beiträge zur Sepulkralkultur. Bonn, 1985, im folgenden zitiert als Schuchard/Claussen, Vergänglichkeit.    zurück zum Text

5. Arnold Vogt: Gedenkstätten als Zeugen des Gefallenengedächtnisses und historischer Identität - zwischen militärischer Gefolgschaft und Bürgerrecht. In: Militärseelsorge-Zeitschrift. Bonn, Heft 2/1992.    zurück zum Text

6. Wilhelm Hansen: Nationaldenkmäler und Nationalfeste im 19. Jahrhundert. Ausstellungskatalog des Museums für das Fürstentum Lüneburg. Hrsg. vom Niederdeutschen Verband. Braunschweig, 1976, im folgenden zitiert als Hansen, Nationaldenkmäler.
Klaus Latzel: Vom Sterben im Krieg. Wandlungen in der Einstellung zum Soldatentod - vom siebenjährigen Krieg bis zum II. Weltkrieg. Warendorf, 1988, S. 14 f., im folgenden zitiert als Latzel, Sterben. George L. Mosse: Die Nationalisierung der Massen - von den Befreiungskriegen bis zum Dritten Reich. Frankfurt/Main / Berlin / Wien, 1976, im folgenden zitiert als Mosse, Massen. Ders.: Gefallen für das Vaterland. Düsseldorf, 1993.    zurück zum Text

7. Michael Siegel: Denkmalpflege als öffentliche Aufgabe, eine ökonomische, institutionelle und historische Untersuchung. Göttingen, 1985   zurück zum Text

8. Reinhart Koselleck: Kriegerdenkmale als Identitätsstiftungen der Überlebenden. In: Odo Marquard und Karlheinz Stierle (Hrsg.): Indentität, Poetik und Hermeneutik. Band 8. München, 1979, S. 255-276, im folgenden zitiert als Koselleck, Kriegerdenkmale.
Vgl. Erik H. Erikson: Identität und Lebenszyklus. Frankfurt/Main, 1991.    zurück zum Text

9. Michael Jeismann: Der Totenkult der Demokraten, ein Pariser Kolloquium über die Erforschung von Kriegerdenkmälern. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 270 vom 21.11.1991, S. N 3 f., im folgenden zitiert als Jeismann, Totenkult. zurück zum Text
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10. S. Anmerkung 11; - vgl. Walter Rüegg: Der religiöse Bürger ... In: Richard Olivier Gautier / Ruth Meyer / Josef Inauen (Red.): Religion in der Armee ..., SAMS-Informationen (Bulletin des Schweizerischen Arbeitskreises Militär und Sozialwissenschaften) - 6. Jahrgang/Nr. 1. Bern, (Institut für Soziologie) 1982, S. 3 ff.    zurück zum Text

11. S. Koselleck, Kriegerdenkmäler; - Ders.: Die Herausforderung der Mahnmale. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 257 vom 13.11. 1976, im folgenden zitiert als Koselleck, Herausforderung.
Wolfgang Krüger (Hrsg.): Auferstehung aus Krieg und KZ in der Bildenden Kunst der Gegenwart. Band 4 der Kasseler Studien zur Sepulkralkultur. Kassel, 1986, S. 20-29, 199-224 (Beiträge zu Methode, Formgeschichte in der Kunstgeschichte, "Sitz im Leben" und "Basis" von Kriegerdenkmälern), im folgenden zitiert als Krüger, Auferstehung.
Meinhold Lurz: Kriegerdenkmäler in Deutschland. 5 Bände. Heidelberg, 1985-1987, Band 1 (Befreiungskriege). Heidelberg, 1985, S. 17-25, Band 6 (Die Bundesrepublik). Heidelberg, 1987, S. 35, im folgenden zitiert als Lurz, Kriegerdenkmäler, Band.
Siegmar Holsten: Allegorische Darstellungen des Krieges 1870-1918, ikonologische und ideologiekritische Studien. München, 1976. Im folgenden zitiert als Holsten, Studien. zurück zum Text

12. Koselleck, Kriegerdenkmäler; Lurz, Kriegerdenkmäler, Band 1, S. 1318, Band 4, S. 392 ff. und Band 6, S. 41; - Jeismann, Totenkult. Harold Marcuse / Frank Schimmelpfennig / Jochen Spielmann: Steine des Anstoßes. Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg in Denkmalen 1945-1985. Hrsg. vom Museum für Hamburgische Geschichte, Hamburg, 1985, im folgenden zitiert als Marcuse u.a., Steine. zurück zum Text

13. Jürgen Kocka: Wider die historische Erinnerung, die Geborgenheit vorspiegelt, Geschichte als Aufklärung oder Geschichte als Identitätslieferantin. In: Frankfurter Rundschau Nr. 2 vom 4.1.1988, S. 10 (mit Bildverweisen zur Denkmalskultur). Vgl. auch ders.: Sozialgeschichte. Begriff der Entwicklung - Probleme. Göttingen, '1986, S. 152-155.    zurück zum Text

14. Martin Bach: Studien zur Geschichte des deutschen Kriegerdenkmals in Westfalen und Lippe. Frankfurt/Main / Bern / New York, 1985, S. 6 f., im folgenden zitiert als Bach, Studien.
Arnold Vogt: Kriegerdenkmäler und Mahnmäler, überregionale Rahmenbedingungen und Strukturen ihrer Errichtung und Gestaltung in Westfalen und Lippe. In: Westfälische Forschungen. Band 37. Köln /Wien, 1987, S. 23-57, im folgenden zitiert als Vogt, Kriegerdenkmäler.
Zur Bedeutung des Regionalismus: Heinz Gollwitzer: Zum deutschen politischen Regionalismus des 19. und 20. Jahrhunderts. In: Alfred Hartlieb von Wallthor / Heinz Quirin (Hrsg.): "Landschaft" als interdisziplinäres Forschungsproblem, Vorträge und Diskussionen des Kolloquiums am 7./ 8.11.1975 in Münster. Münster, 1977, S. 55 (Regionalismus als Ausdruck untergegangener Staatlichkeit und Territorialität) - Manfred Smuda (Hrsg.): Landschaft. Frankfurt/Main, 1986 (Landschaft als Ausdruck
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subjektiv-ästhetischen Empfindens) Lurz, Kriegerdenkmäler, Band 1, S. 233-239 ("Landschaft" als Denkmal bzw. als Bezugsgröße der Denkmalsgestaltung, ferner als "Ort heiliger Tradition und heiliger Natur").    zurück zum Text

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